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Gedichte über Bescheidenheit - Seite 2


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Verkanntes Genie.

Mir träumte, dass papierene Bällchen in sanften Wogen
mit gedichteten Worten vom Himmel flogen.
Der geflügelte Inhalt auf dem Papier
war natürlich von mir.
Doch kein Finder hob sie auf,
machte sich einen Reim daraus.
Ja, denkt die Traumdeuterin, die ich selber bin,
deine Reimerei macht sicher keinen Sinn,
sie wird keinen interessieren, wirst du sie nicht publizieren.
"Eine Öffentlichkeit kann ich mir nicht leisten,
man würd` mich vernichten wie die meisten,
die nicht im Pen-Club registriert
und von Lektoren integriert."
„Und der Grund deiner Dichterirrung?
Was willst du eigentlich mit der Verwirrung,
die weder Wünsche erfüllt
noch deine „des Lobes-voll- Sehnsucht“ stillt?“
Das ist es ja, dass ich keinen habe,
der meine Gabe, sei sie noch so gelind,
mir ist ein bisschen gleichgesinnt.
Eine kleine Runde mit Schreibern die ihre Gedichte vorlesen,
nur zur Freude, fern vom Verlagswesen.
Gut, es wäre schön, wenn meine Familie, von Neugierde getrieben,
fragen würde: „Hast du wieder ein Gedicht geschrieben?“
Doch leider ist keiner von den Lieben lyrisch interessiert,
das macht mein Wunschdenken so kompliziert.
Ab und zu kann ich mich in ein Thema zwängen,
und dazu etwas von mir aufdrängen.
Die Resonanz hinterher kommt nicht auf die Beine,
ganz einfach, es gibt nämlich keine.
Christinchen träum` weiter von der Illusion,
von dem Applaus und der Standing Ovation.
Ganz ehrlich?
Wenn ich auch nicht aale im Dichterbade,
meine Geister suchen Reime weiter,
mal düstere, mal welche heiter…..
und das ist mental nicht schade.
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Immer ein Flüchtling.

Eine Zypressenhecke umarmte weithin den Park, indem die Villa stand;
wir waren Flüchtlinge aus dem Sudetenland.
Von vierzehn Zimmern in dem Haus, hatten wir zwei bekommen,
Mutter, Vater, Kind, bald auch den Großvater zu uns genommen.
Parkettfußboden, Filzpantoffel, immer untergeordnet ergeben,
Kindergeburtstage musste ich ohne Freundinnen erleben.
Wir waren arm, doch ich, noch eingebildet naiv, fühlte mich als „etwas mehr“,
kam ich doch immer über den Kiesweg von der Villa daher.
Die Mami war schön, der Vater war groß,
ich wohnte stolz in dem elitären Märchenschloss.
Mami schrieb für die Kinder Theaterstücke, welche sehr gehoben,
dafür durften die Kleinen einmal im Jahr in der Villa basteln und proben,
nur nicht toben.
Der Hausherr hatte noch Pferde und eine Ziegelei,
nach fünf Jahren baute er sich frei,
indem wir ein klammes Häuschen beziehen mussten,
Opa war`s kalt, er fror sehr leicht; er zog zum Sohn mit seinem Husten.
An diese Zeit denke ich, wenn Flüchtlinge ohne Habe um Obdach bitten,
denn auch wir wohnten lange bescheiden, haben unter der Enge gelitten;
jahrelang gespart und bezahlt. Jetzt sind wir „die Alten.“
Unsere Generation hat wohl deshalb so lange ehelich zusammengehalten.
Mel meinte:“ Die Villa ist halt ein Haus“,
stimmt, es sieht heute schäbig aus.
Die Eleganz ist ganz verschwunden,
die Heckenpracht brutal geschunden….
und schal wird die Erinnerung an die Reichen:
Die Villa muss einer Wohnanlage weichen.
Nur das Gefühl, arm zu sein, prägt sich noch von früher ein.

Ganz ehrlich? Irgendwann gehen wir wieder ohne Geld,
mal reich, dann arm,
wir Flüchtlinge dieser Welt.
CBi.
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